Treuepunkte sammeln gibt es heute noch immer. Die versprochenen Gewinne sind mäßig, die gesammelten Informationen zu meinem Kaufverhalten werden breit ausgenutzt. Wie geht es Dir damit? Mich stört diese Bindung an Geschäfte. Es gibt aber auch Anbieter, bei denen ich gespannt bin, was denn meine Belohnung sein könnte. Kaffees zum Beispiel, bei denen der nächste Kuchen frei gewählt werden darf. Verlockend!
Meistens winke ich die Angebote jedoch ab, aus Angst, einem unbewussten Prozess Macht über mich zu verleihen.
Früher waren diese Vorgänge als „Rabattmarken kleben“ bekannt. Dazu bekam man ein Heftchen, in das die bunten Rabattmarken einkleben werden konnten. Für ein volles Heft gab es später eine Auszahlung und natürlich gleich wieder ein leeres, neues Heftchen.
Dieser Vorgang des „Einkleben und Ausbezahlen“ war Namensgeber in der Transaktions-Analyse von Eric Berne (amerikanischer Psychiater) für ein eigens, unbewusst agierendes, negatives Bewertungssystem. Eigenes Handeln und das Agieren von Mitmenschen wird dabei unbewusst von mir beurteilt, wird gebündelt und zur „richtigen“ Zeit zu einer Abwertung gebracht. „Das was doch klar, das mir das wieder passiert“, „du setzt alles auf Spiel, und kümmerst dich nur um dich selbst“.
Werden Rabattmarke nicht direkt von Dir enttarnt und bloßgestellt, werden sie gesammelt, um im richtigen Moment ausgezahlt werden zu können.
Kennst Du diesen Vorgänge auch?
Rabattmarken äußern sich auch nonverbal, leise, als flüchtige Gedanken, die durch Mimik unterstützt wird. Ein Phänomen dabei ist, das gesammelten Rabattmarke dem Sammler einen Gewinn vorgaukeln. Der entscheidende Vorgang ist nicht, das ich mich und den andern mit der ausgezahlten Abwertung verletzte. Viel wichtiger ist, das ich mit der „Auszahlung“ Recht behalte, oder wenigstens die Wahrheit sage.
Beobachte Dich mal über den Tag lang. Beobachte Gedanken und Minik, die nach einer Handlungen folgen. Beobachte gedachte Kommentare und Mimik zum Handeln von Anderen. Wenn Du magst, kannst Du Dich auch mit einem Zettel und Stift hinsetzten und folgende Fragen beantworten:
– Was passiert mir immer wieder?
– Wie fängt das an?
– Was passiert dann?
– Wie geht es aus?
– Wie fühle ich mich dann?
– Wie muss sich mein Gegenüber fühlen?
Die gute Nachricht ist, das es auch in diesem Sinne positive Rabattmarken gibt. Im Anfang schwer zu finden, mit Übung lohnt es sich jedoch umso mehr. Wenn Du Dich beim Kleben von Rabattmarken ertappen solltest, ist es möglich statt des negativen Stempelns die positive Bewertung der Situation bewusst zu wählen. „Ich machen immer alles falsch“ könnte den positiven Gewinn haben: „aber heute ist mir bewusst geworden, woran ich arbeiten kann, das dies nicht mehr passiert.“
Um im genannten Bild zu bleiben -sind Deine positiven Hefte voll, wirkt die Auszahlung umso bunter und befreiender.
Hast Du dazu noch Fragen? Schreib mir einfach