Entscheidungen leichter treffen – das innere Team

Spätestens bei der nächsten wichtigen Entscheidung sind sie plötzlich wieder alle
da: die Stimmen im Kopf!
Wild umher schreiend, Krach schlagend, leise wimmernd. Sie sind gekommen, um ihr Recht auf Gehör einzufordern
und ihre Meinung zu der anstehenden Fragen zu äußern.
Die Inhalte gehen dabei wild durcheinander. Standpunkte liegen weit auseinander. Bei all dem schillernden Geschrei
und Gegeneinander eine tragfähige Entscheidung treffen zu können, scheint fast nicht möglich. 

Friedemann Schulz v. Thun beschriebt 2004 dieses Phänomen der “inneren Stimmen”, als ein Stimmengewirr sich
äußernden Entscheidungsgewalten im Körper. Sie stehen für eigene, gefestigte Überzeugungen, für das Wissen von
der Welt und für die eigene Entwicklungsgeschichte. Natürlich ist dieser Blick auf innere Prozesse grob vereinfacht,
dennoch lässt sich darüber schnell eigene Sicherheit und Klarheit finden.

Schulz v. Thun gibt diesen Stimmen eine erdachte Bühne und einen eigenen Platz in einem fiktiven Theater. Auf diesen
erdachten Bretternstehen nun die einzelnen Stimme und suchen ihren Platz und Team.
Den einzelnen Stimmen respektvoll Raum und Gehör zu geben, ist die spannende Arbeit mit dem “Inneren Team”.
Wo sitzen die lauten, wo die blockierenden Mitglieder? Wo die stummen, warnenden Stimmen? Wo könnten Synergien
entstehen, wo sogar Mehrheitsverhältnisse? Wo ungeahnte Zustimmung oder unbekannte Vorbehalten?

Gehe wertschätzend mit Dir um!

Schnell wird klar, dass ein wohlwollendes Wahrnehmen der unterschiedlichen Impulse zu einer Klärung führen kann.
Die Herausforderung besteht darin, die inneren Mitarbeiter zu einem gegebenen Problem zu identifizieren und
damit zu Wort kommen zu lassen. Darüber lernst Du Dein „inneres Team“ besser kennen, um es somit in einer
„Inneren Versammlung” zur Zusammenarbeit zu bewegen

Schreibe jeweilige Aussagen auf. Ist es möglich zu klären, wo die Impulse herkommen? Vielleicht aus Dich prägenden
Erfahrungen, aus Erkenntnissen aus Entscheidungen, durch Aussagen, oder Annahmen über Dich. Notiere dies!

Gib den Stimmen einen wertschätzenden Namen und Aussage. Der Stimme, die sagen könnte: “lass es sein!”- gib
den Namen “der Sorgsame”, „die Vorsichtige“. Diese Stimme achtet vielleicht genau auf Veränderung, um Dich zu schützen!
Vielleicht ist es eine unklare Aussage über Dich aus Deiner Kindheit, die einfach nicht stimmt. Notiere dies ebenfalls.
Gehe so alle Stimmen durch und benenne sie. Versuche auch die leisen Stimmchen wahrzunehmen. “Das wäre schön!“
Hinter dieser leisen Stimme Hoffnung, könnte eine enorme Kraftreserve schlummern! Dieser Stimme mehr Raum zu geben,
könnte bedeuten, mehr kindliche Entdeckerfreude, Neugier und Energie in Dein Spiel zu bringen.

Nach einer Weile wirst Du alle Stimmen und ihre Aussagen vor Dir auf einen, vielleicht auch mehreren, Zettel haben. Großartig!
Lässt sich hier durch das Zusammenführen gleichstimmiger Aussagen schon eine mögliche Tendenz oder Mehrheit erkennen?
Es kann helfen, neben den einzelnen Stimmen/Teammitgliedern eine kleine figürliche Zeichnung, oder Symbol auf das Blatt zu
bringen. Diese Zeichnung muss keinen künstlerischen Anspruch genügen!
Die Aussagen könnten dadurch jedoch plastischer für Dich erschienen, mache verlieren durch diesen Prozess des Zeichnens
die Dominanz.

Wichtig hierbei ist, jede Stimme und Aussagen nicht zu kommentieren; sammle und führe nur zusammen.
Alles ist in Dir. Alles darf sein. So wird es möglich, das innere Gegenspieler, die voneinander nichts wissen (wollen), miteinander
plötzlich in Kontakt kommen können und sich positive Synergie ergeben.

Wie aber kommt es zu der Entscheidung?

Du hast nun alle Stimmen und Mitglieder versammelt. Kommen wir nun zur Aus-und Bewertung! Stopp!
Bei dieser Art von Auswertung geht es nicht um eine äußere Bewertung von Tatsachen. Wir schauen hier auf Deine
inneren Teammitglieder. Es geht um innere Befindlichkeiten, die Dich zu dem gemacht haben, wie und was Du jetzt
bist. Ein „schlecht, oder „besser“ ist dabei unangebracht.

Ab hier gibt es unterschiedliche Wege, wie weiter vorgegangen werden kann!
Möglichkeit 1 ist es, nach Gefühl und Empathie Punkte zu verteilen. Dabei ist gut, jeder Stimme mindestens 10 Punkte
zu geben. So kann sich niemand hinterher zurückgesetzt fühlen. Eine andere Möglichkeit verteilt Prozente.
Du bist DirektorIn mit klaren Entscheidungskompetenz. Ein Theater muss zum Saisonstart ein handlungsfähiges Ensemble
präsentieren.
Schaue Dir einzelne Aussagen an und entscheide nach eigene Wichtigkeit. Vergebe Prozente oder Punkte. Bevor Du zum
zusammenrechnen kommst, überlege erneut in Ruhe, ob es nicht doch noch ungehörte Stimmen gibt. Je mehr Zeit Du Dir
für diesen Prozess einräumst,
desto sicherer kann Du Dir nachher zu Deiner Entscheidung sein. Wenn alles gesagt und notiert ist, beginne mit dem Rechnen.
Mit einem Stimmenanteil von 51% bist Du handlungsfähig. Triff also auf dieser Grundlage Deine Entscheidung. Triff die
Entscheidung und bleibe dabei!

Die 2. Möglichkeit! Diese Möglichkeit erfordert Zeit und Ruhe. Möglicher Weise ist es hier sinnvoll einen wissenden Begleiter
zu haben, der von außen anleiten und kommentieren kann. Sie birgt die große Chance, des gewinnbringenden Einblicks in
das eigene Kräftespektrum. In dieser Bewertung gehst Du mit Deinen Stimmen in Kontakt.
Wenn Du Zeichnungen angefertigt hast schaue diese einzeln an. Wenn es Aussagesätze sind nehme diese Dir einzeln vor.
Wie reagiert das Teammitglied auf Deine Fragestellung? Bleibt es bei seiner Aussage, oder wird ein Gespräch möglich, ein
Kompromiss sichtbar? Gibt es andere Teammitglieder, die eine neue Möglichkeit offenbaren? Wird ein Handel zwischen einzelnen
Teammitgliedern möglich?

Entscheidungen zu treffen kann ein schwieriges, aber wertvolles Abwäge sein. Das “Innere Team” bietet Dir die großartige
Möglichkeit in einemkomplexen System von „Für und Wider“ schneller einen Überblick und tiefen erkenntnisreichen Einblick auf
Deine Entscheidungsträger zu erlangen. Nur wenn ich im Inneren „alle beisammen” und vereint habe, kann ich nach außen hin
klar, authentisch und situationsgemäß reagieren.
Die Herausforderung besteht darin, die geeigneten Inneren Mitarbeiter zu einem gegebenen Problem zu identifizieren, zu Wort
kommen zu lassen und in einer „Inneren Ratsversammlung” zur Zusammenarbeit zu bekommen.

Wie sind Deine Erfahrungen? Schreibe sie in die Kommentarspalte! Gerne lese ich Deine Anregungen dazu!



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